Samstag, 29. November 2014

Streßfrei reisen? Erneutes Stranden? - Wie man dem Zen näherkommt.

Die lange Anreise zur Antarktissaison wird von Jahr zu Jahr unliebsamer. Hamburg - Frankfurt - Buenos Aires - Ushuaia. Kann man nett gestalten. Mit kurzer Umsteigesteig in Frankfurt und Übernachtung in Buenos Aires. Ist ja schließlich kein Provinznest, mit gut 13 Millionen Einwohnern. Im Schnitt sind es etwas über 14000 pro Quadratkilometer. Sieht man Berlin zum Vergleich - da sind es gut 3,4 Millionen Einwohner bzw. etwas über 3800 Einwohner pro Quadratkilometer - erscheint unser Regierungssitz eher kleinstädtisch.
Ja, den Ausruhtag und die Übernachtung in Buenos Aires gab es einfach nicht. Ob man acht Stunden Warten auf den Anschlußflug als Ausruhen wertet, dazu bräuchte es schon eine gehörige Portion Zen-Gelassenheit.

Zen-Übungen im Aeroparque

Dienstag, 25. November 2014

Es geht los (und ganz nebenbei hat jemand DIE Lösung fürs Klimaproblem gefunden)

Es ist offiziell. Die Antarktissaison startet. Die Reederei hat mitgeteilt, das Schiff sei wieder fit. Die Flugtickets sind umgebucht. Meine Ausrüstung steht ja eh seit über einer Woche bereit.
Die erste Tour wird von Ushuaia durch die Drake Passage direkt zur Antarktischen Halbinsel führen. Der Dampfer wird so gut wie voll sein.
Ich bin gespannt auf die diesjährigen Meereisverhältnisse. 

So fängt die Meereisbildung an.
Aus kleinen Eiskristallen, die auf dem Wasser treiben, ensteht Eisschlamm. Der gefriert zu einer dünnen Eishaut...

Ganz frisches Meereis, das sich unter Druck ineinanderschiebt

Sonntag, 23. November 2014

Warum ich Eis mag?

Was für eine Frage.
Eis ist wundervoll. Eis versetzt mich in Hochstimmung. Eis hat sooo viele Farben (ihr werdet es noch sehen in diesem Blog - versprochen!). Wenn ich im Eis bin habe ich die perfekte Mischung aus Spannung, Freiheitsgefühl und Alles-ist-gut in mir.
Und wenn ich so etwas wie dieses Eis diesen Sommer im Nordwesten von Grönland sehe, dann möchte ich es einfach nur stundenlang ansehen, aus allen Winkeln - und eigentlich sogar am liebsten stundenlang umarmen... Darf man dem Eis ja vielleicht nicht sagen, aber mit ihm verschmelzen wäre auch schön...

Im August im nordwestlichen Grönland

Eis macht mich glücklich

Plötzlich war es ganz still im Boot...

und noch einmal herumfahren


Samstag, 22. November 2014

Muß immer im Gepäck sein


Meine Erde darf in meinem Reisegepäck auf gar keinen Fall fehlen. Am liebsten hätte ich ja eine mit geologischer Oberflächendarstellung. Gibt es aber leider nicht in so praktischer Ausführung wie diese in meinem Gepäck.


Es gibt die aberwitzigsten Erlebnisse, deshalb bemerke ich besser gleich dazu, daß ich sie nicht für Navigationszwecke einpacke! Halt, halt, wer lacht da. Bei einer Fahrt mit unserem Finkenwerder Kutter "Landrath Küster" sind wir vor ein paar Jahren tatsächlich mal von einem Segler angesprochen worden ob wir ihm helfen könnten, den "richtigen Weg" zu finden.
Klar, kein Problem. Schließlich bestand die halbe Kuttermannschaft aus alten Fischern, die sich allein anhand der Strömungen schon grob in der Nordsee zurechtfinden.
Der Segler verschwand in seinem Boot, kam gleich wieder an Deck, mit einem Shell-Atlas(!) in der Hand, in dem wir ihm doch bitte zeigen sollten wie er jetzt nach Büsum kommt. Und der hat das ernstgemeint.  ...

Zwischenweltzeit

Hallo ihr Lieben,

die meisten von euch glauben mich längst im Eis. Weit gefehlt.
Kalt ist es zwar schon, aber das ist die ganz normale Kälte, die sich gerade über Hamburg legt. Die Heizkörper sind aufgedreht.
Und ich sitze an meinem Schreibtisch…

Die allerletzten Sachen waren gerade in meinen beiden Reisetaschen verstaut. Als nächstes hatte ich "Online Check in" auf meiner Liste stehen. Da klingelte das Telefon. Aus dem Büro in Marseille rief jemand an. Ob ich schon unterwegs wäre, wollte er wissen.
"Nein, aber so gut wie. Alles gepackt, ich checke jetzt gleich ein."
"Gut! Und jetzt NICHT einchecken! Die erste Reise fällt aus."
Erlaubt sich da jemand einen Scherz mit mir?
"Wieso das?" frage ich.
"Es gibt ein technisches Problem mit dem Schiff. Die erste Reise fällt aus."
"Was für ein Problem?" frage ich nach.
"Ein technisches Problem."
"Nein, die sind nicht etwa auf Grund…" schießt es mir durch den Kopf und über die Zunge.
"Ja, auf Grund gelaufen. Aber jetzt wieder auf dem Weg… Das Schiff muß zuerst überprüft werden… Gesetzlich vorgeschrieben..."

Nach einer Viertelstunde rufe ich in Marseille an. Ich habe immer noch den Gedanken, da könnte jemand einen üblen Streich spielen wollen.
Kein Streich. Ich bekomme die Bestätigung.

Was ist das denn? 
Ich habe mein Gepäck so gut wie in den Händen. Fertig, loszufliegen.
Nö, Du kannst zuhause bleiben.
Das fühlt sich schräg an.
So kurz vor den Abreisen fühlt es sich immer schon an, wie unterwegs zu sein. 

Ich fühle mich gerade wie zwischen zwei Welten. Physisch noch zuhause, aber längst nicht mehr wirklich hier. Auf dem Weg aber auch nicht…
Seit dem gab es keine substantiell neuen Informationen.

Dieser erste Anfang einer Blogseite ist ein Ergebnis der Zwischenweltzeit. Hier auf dieser Seite werdet ihr die Photos (ja ich stehe dazu, dieses Wort gehört mit "Ph" geschrieben – für mein Wohlsein) und Berichte finden, die ich sonst per Email geschickt habe. Photos wird es häufig geben, oft nur mit sehr kurzem Kommentar. Und dann hin und wieder etwas ausführlichere Berichte. Das alles ist natürlich wie immer von der Satellitenverbindung abhängig.

Ein paar Tage habe ich jetzt also noch. Zur "Zwischenwelt" gehört natürlich auch noch weitere Vorbereitung für die Saison. Auch das irgendwie schräg, denn ob die Zeit bezahlt wird ist noch völlig offen. Wenig offen ist dagegen die Informationspolitik der Reederei. Ganz offen jedoch die Forderung, daß wir natürlich "Stand by" sind und natürlich die Zeit ausschließlich im Sinne der Reederei nutzen. Also für Vorträge, zusätzliche Recherchen, Hintergrundinformationen und so weiter. Und berichten sollen wir jetzt auch, wie wir die Zeit nutzen. Das kam heute per Email. Da spare ich mir an dieser Stelle besser einen Kommentar. Sonst fängt es gleich im ersten Eintrag dieses Blogs damit an, was im Titelbild steht: "… und hin und wieder mal was schief rücken."

Hintergrundinformationen – ja die hätte ich auch gerne.

Ich werde berichten wie es weitergeht.