Samstag, 28. März 2015

Über Horizonte und zurück

Ich habe ausgeschlafen :-)  Ja, die Umstellung zurück zu Zivilisationsgedränge, Werbemüll und Asphalt, und zurück zu Nachrichten (meist nichts Gutes drin), Briefkasten (auch kaum besseres drin) und Selber-kochen-müssen, das dauert immer eine Weile. Ich merke zwar einen Gewöhnungseffekt nach schon vielen dieser Wechsel. Aber der Weg andersherum, also raus aus all dem und Hineingesprungen in meine geliebten (Polar-)Landschaften, das geht immer ganz einfach. Keine Frage also, wo mein wirkliches Zuhause ist.

Im Zentrum von Stanley

Die letzte Fahrt der Antarktissaison führt uns oft über die Falklandinseln. Danach geht es nur noch zum Hafen wo ich von Bord gehe, was dieses Mal Montevideo war. Die Falkland Inseln als Stop davor, das ist noch einmal wundervolle Natur, aber auch schon ein sanfter Übergang zur oben umrissenen Welt.

Und was ist mit Ushuaia, wird vielleicht manch eine(r) denken, wo wir all unsere Passagierwechsel hatten? Ich glaube, in dieser Saison waren es zehn Hafentermine in Ushuaia - und ich war da nur dreimal an Land. Und das auch nur weil ich jeweils ein paar Flaschen Wein eingekauft habe. Ich habe den Ort jetzt schon so oft gesehen - und immer mehr gesehen wie er sich dem Tourismus unterworfen hat. Er hat in den letzten 15 Jahren viel von seinem 'Gesicht' verloren.

Ganz anders die Falkland Inseln.



Zum Saisonabschluß gehört auch ein Besuch in Port Stanley zum Falkland Programm. Den genieße ich tatsächlich. Stanley, als "Hauptstadt" der Falkland Inseln, ist eigentlich ein kleines Nest. Überschaubar, schnörkellos, freundlich. Und irgendwie einladend. Der Ort wirkt nicht verschlossen. Da passiert es, daß man, wenn man nach einem Jahr wiederkommt, vom Sicherheitsmann im Hafen mit Handschlag begrüßt wird, weil man sich im Vorjahr so nett unterhalten hat. Oder aus einem Auto winkt jemand heraus, mit dem man im vergangenen Jahr am Gartenzaun geplaudert hat. Und man erfährt sofort was sich verändert hat, wenn man es nicht eh schon beim Näherkommen vom Hafenbecken aus gesehen hat. Ein Pub ist umgezogen, aber nur eine Ecke weiter. Einige "Office"-Schilder neben und über Hauseingängen sind hinzugekommen. Beratungsfirmen und Ingenieurbüros im wesentlichen. Die hat das Ölgeschäft angespült. Im Norden der Falkland Inseln wird offshore Öl gefördert.

Das Haus des British Antarctic Survey in Stanley.




Ich genieße jedesmal meinen Rundgang durch den Ort. Es sind die versteckten unauffälligen Dinge, die mir gefallen. Farben, Muster, ein Ensemble aus Gartentor, Hecke und Haus. Oder das Stilleben aus vielleicht Karl-May-Figur und verschiedenen Schlössern an einer Türe, denen der Besitzer aber zurecht selbst nicht traut und deshalb noch den "bösen" Wachhund-Aufkleber dazu angebracht hat. Irgendwie bin ich mir fast sicher, daß er das eine Schloß sogar selber aufgebrochen hat, weil der Schlüssel nicht mehr auffindbar war...





Vielleicht mag ich den Ort, weil er so beständig wirkt. Vielleicht, weil ich das manchmal selber nicht bin... Weil es mich weiter zieht, Neues zu entdecken. Da sind noch so viele Horizonte, die mich locken, sie hinter mir zu lassen. Um so schöner ist es, von Zeit zu Zeit zurückzukommen... den Sicherheitsmann lächeln zu sehen. Und dann erzählt er - und ich ihm.


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