Wir hatten eine japanische Gruppe an Bord. Für mich DAS
Highlight der Saison. Japaner, die per Schiff eine Weltumfahrung unternehmen,
97 Tage lang. Für eine zusätzliche Tour in die Antarktis hatten sie unser
Schiff gechartert. Eine relativ kurze Fahrt – abgesehen von der Zeit in der
Drake Passage nur drei Tage mit Anlandungen und Zodiacfahrten in der Antarktis.
Zum Abschluß der Tour haben sie alle gejubelt. Ein sehr berührender Moment.
Davon gab es einige in den wenigen Tagen.
Bei meinem ersten ganz kurzen Kontakt mit Japan, das heißt
mit Japanern, im vergangenen Jahr als ich meine Arktissaison in Otaru beendet
habe, war ich schon beeindruckt. Jetzt nach dieser Fahrt mit der japanischen
Gruppe weiß ich, dieses Land und die Menschen dort möchte ich viel näher
kennenlernen
Sushi auf der Pacific Venus |
Mich beeindruckt die Wertschätzung der Menschen füreinander.
Nicht nur was sie mir gegenüber zeigen, sondern wie sie miteinander umgehen. Das
ist auch in der Kommunikation erkennbar.
Nach unserer Antarktistour zurück in Ushuaia war ich
eingeladen, mir das japanische Schiff, Pacific Venus, anzuschauen. Es ist 17
Jahre alt, aber immer noch in ziemlich gutem Zustand. Dem Rundgang auf dem
Schiff folgte eine Einladung, zum Mittagessen mit dem japanischen Kapitän und
dem Ersten Offizier zu bleiben. Natürlich bin ich geblieben. Ich finde
japanisches Essen genial. Es war eine kleine Gruppe von unserem Schiff an Bord
der Pacific Venus. Nicht alle waren so begeistert.
Als wir ins Restaurant kamen, haben die Japaner, die mit uns in der Antarktis waren, erneut gejubelt. Die haben sich einfach gefreut über ihre Erlebnisse und darüber, daß wir sie und ihr Schiff besuchen.
Als wir ins Restaurant kamen, haben die Japaner, die mit uns in der Antarktis waren, erneut gejubelt. Die haben sich einfach gefreut über ihre Erlebnisse und darüber, daß wir sie und ihr Schiff besuchen.
Zentrales Treppenhaus auf der Pacific Venus - hochglänzend. |
Es war ein Tisch für uns vorbereitet. An jedem Platz lag ein
Bogen mit der Menüfolge fürs Mittagessen, geschrieben in Englisch und
unterschrieben vom Küchenchef. Es ist außer mir niemandem aus unserer Gruppe
aufgefallen, aber ich bin sicher, das waren die einzigen englischsprachigen
Menüs auf dem ganzen Schiff. Außer uns gab es da sonst niemand, der nicht Japanisch
sprechen konnte. Ein anderer Aspekt, den ich am japanischen Stil mag. Ich habe
den Eindruck, es wird versucht, alles auf die beste Weise zu machen, bis hin zu
den Details.
Der Beginn eines Sechs-Gänge-Menüs zur Mittagszeit - zum länger Bleiben gut. |
Und dann ist da eben immer wieder diese Wertschätzung. Bei
den Passagieren untereinander, zwischen Passagieren und Crewmitgliedern, und
auch innerhalb der Crew, auch zwischen sehr verschiedenen Hierarchieebenen. Da
bedankt sich nach dem Essen auch der Kapitän sehr freundlich beim
Restaurantpersonal. Ich habe den Eindruck, die gegenseitige Wertschätzung ist
sehr motivierend für alle, gerade weil sie unabhängig von der Position gezeigt
wird. Und das nicht nur als oberflächliche Phrase, sondern im Wortsinn spürbar
mit Achtung verbunden.
Japan ist bekannt für ein sehr ausgeprägtes Dienstleistungsverständnis, verbunden mit ausgesprochener Wertschätzung für die Dienstleister. Das erscheint mir als wesentlicher Unterschied zum Tiefpreis-Dienstleistungskonsum-Modell in vielen anderen Ländern, was dort natürlich bei den Dienstleistern ebenso eine andere Haltung bewirkt.
Japan ist bekannt für ein sehr ausgeprägtes Dienstleistungsverständnis, verbunden mit ausgesprochener Wertschätzung für die Dienstleister. Das erscheint mir als wesentlicher Unterschied zum Tiefpreis-Dienstleistungskonsum-Modell in vielen anderen Ländern, was dort natürlich bei den Dienstleistern ebenso eine andere Haltung bewirkt.
Ich könnte mir vorstellen, für eine Zeit in so einem japanischen
Umfeld zu leben und zu arbeiten. Das würde ich gerne tiefer kennenlernen. Nun
bin ich aber nicht so naiv, zu denken, das alles tatsächlich so toll ist wie es
bei diesem Kontakt glänzend erschienen ist. Da wird es auch andere Seiten
geben. Aber das zu sehen, wäre eben auch Teil des Kennenlernens. Oder sind die
Japaner wirklich alle so glücklich wie ihr Lachen…
Das habe ich jetzt echt sehr gerne gelesen, kenne ich doch auch nur Sushi und Sony. Ich schaute mir mal eine Doku über das "Privatleben" der Tokioter an und dort berichteten sie, daß dem "Standardjapaner" in Tokio Privatsphäre nicht wirklich bekannt ist, so eng lebt man dort und das junge Paare es schwer haben, sich "näher" kennen zu lernen. Warum ich das erzähle weiß ich gar nicht, fiel mir nur gerade so ein.
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