Freitag, 27. Februar 2015

So etwas wie "Happy Hour"

Außer uns gibt es noch einige Besucher mehr rund um Heroina und den anderen Inseln der "Danger Islands". Weit elegantere und die meiste Zeit dennoch unauffälligere Besucher als wir es sind.
Leopardenrobben haben ebenfalls ihre Freude an der großen Zahl von Schwimmschülern. Mit unseren Zodiacs, die wie laute schwarze Monster wirken müssen, werden wir von den Adélies relativ nahe geduldet. Die anderen Besucher, die Leopardenrobben, lösen dagegen Panik aus, sobald sie von den Adélies gesichtet werden. Manche jungen Adélies flüchten dann sogar in Spalten ins Innere von Eisbergen oder weniger großen Eisblöcken, andere krallen sich an steile Eisbergflanken.

Junge Adélies verstecken sich vor elegant im Wasser gleitenden "Besuchern".

Ob das Wissen um diese Freßfeinde genetisch verankert ist? Vielleicht ähnlich wie das Wissen, daß das Meer das eigentliche Pinguin-Zuhause ist und der Ort wo es Nahrung gibt. Vielleicht reicht es aber auch, daß die Leopardenrobbe den Schwimmschülern einmal die Zähne in den kräftigen Kiefern zeigt, um die Rollenverteilung klarzustellen: "Du, Pinguin, bist mein Futter!" Zumindest zu einem Drittel ernähren sich die Leopardenrobben von Pinguinen. Krill macht einen weiteren wesentlichen Anteil aus.

Die Leopardenrobbe läßt keinen Zweifel wonach ihr ist...

Das Auftreten in großen Gruppen ist im Tierreich verbreitet und wird von Biologen in der Regel auch als Überlebensstrategie gegen die Freßfeinde gedeutet. Um Heroina habe ich in den wenigen Stunden unseres Besuches mehrfach beobachtet wie Leopardenrobben über junge Pinguine herfallen. Seit dem glaube ich eher, die übergroße Zahl von jungen Pinguinen ist für die Leopardenrobben so etwas wie Happy Hour zum Nulltarif im Großmarkt.
Manche der erbeuteten Adélies werden sogar nur "angeknabbert".

"Angeknabbert" ...
... und mit letzten Atemzügen im Eis treibend.

Hat eine Leopardenrobbe einen Pinguin erbeutet und zwischen den Zähnen, wird er förmlich tot geschlagen. Oft halten die Robben das untere Körperende zwischen den Zähnen, werfen ihren massigen Kopf von Seite zu Seite und schlagen dabei den Pinguin aufs Wasser. Es kann passieren, daß der Pinguin dabei weggeschleudert wird. Die Leopardenrobbe faßt ihn erneut mit den Zähnen und schlägt ihn weiter aufs Wasser.





Nicht selten "fährt ein Pinguin dabei aus der Haut", im wörtlichen Sinn. Haut mit Federn und mitsamt Fettschicht reißen vom Körper. Das verschlingt die Robbe dann zuerst. So ein Pinguin ist erheblich zu groß, ihn als Ganzes zu fressen. Die Robbe kann nur durch das Hin-und-Her-Schleudern Stücke herausreißen und diese fressen. Das kann gut eine Viertelstunde dauern. Immer wieder prallen die Vogelreste aufs Wasser. Stücke der Muskulatur verbleiben zwischen den Zähnen der Leopardenrobbe und verschwinden darauf im Schlund.













Bei dem reichen Angebot kommt es aber auch vor, daß eine Leopardenrobbe sich nach den ersten größeren Stücken gleich einen neuen Pinguin schnappt und die treibenden Reste des vorherigen von Seevögeln auseinandergezerrt werden. Sofern die Kapsturmvögel, Skuas und Riesensturmvögel nicht schon satt dösend auf einer Eisscholle hocken.

Ein Kapsturmvogel pickt an einem treibenden Pinguinrest.

 Nach dem Fressen ruht dieser Riesensturmvogel auf dem Eis.

Wer jetzt sagt: Bah, wie brutal", dem möchte ich zu bedenken geben, daß die Leopardenrobben auch nur (über-)leben wollen und die Kapsturmvögel und Skuas und Riesensturmvögel ebenfalls "so süßen" Nachwuchs haben, der versorgt sein will.

Und gab es heute Morgen vielleicht ein gekochtes Ei zum Frühstück? Soll ich weiter fragen nach dem gestrigen Abendessen - Putenbrust oder Steak? Auf dem Schiff gibt es manchmal sogar Foie Gras als Vorspeise zum Captain's Dinner. Pastete aus Gänsestopfleber, serviert für 200 Gäste, vertilgt in fünf Minuten. Wie viele Gänse mögen das jedes Mal sein? Ich werde den Koch dazu mal befragen...


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